Von „Halb so wild“ zu „Social Distancing“

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Von „Halb so wild“ zu „Social Distancing“Sponsored

Die Sonne hängt tief über dem Olympiastadion von Barcelona. In der Ferne schimmert das Meer. Menschenleer ist es auf dem Hochplateu, nur ein paar Sportler sind auf dem Weg ins Schwimmbad. Eigentlich sollte es die Woche des Mobile World Congress werden. Die Stadt wäre voller als sonst im Winter. Bis Corona kam. Eine Hängepartie war es, mit über 100.000 Teilnehmern und fast 500 Millionen Euro Einnahmen für die Stadt tat man sich schwer mit der Absage. Kein Fall in Katalonien bislang, aber viele Besucher und Aussteller aus Asien. Hier ist alles gerüstet, so die lokalen Gesundheitsbehörden, bitte kommt! Und dann doch. Marke um Marke, Konzern um Konzern sagten ab. Die Spirale setzte sich in Gang. Wenige Tage davor: die Absage. Wie dankbar wird man heute dafür sein.

Ich fuhr trotzdem nach Barcelona und genoss ein langes Wochenende in der Stadt. Schön ruhig war es. Die Zeit von Ende Februar bis Anfang März markierte dann auch eine Zeitenwende. Und die komplette Ablösung der bisherigen Narrative die ungefähr so lauteten: „Ist ja nur in China. Schlechtes Gesundheitssystem. Mangelnde Hygiene.“ Corona, das war etwas, das vor unserer Tür steht, aber wir haben uns entschieden, es nicht reinzulassen. Oder zu glauben, dass es wo anders bleibt.

Menschlich ist das verständlich. Viren, eine abstrakte Gefahr, man wollte sich beruhigen. Als ich aus Barcelona nach Berlin zurückkam, wendete sich das Blatt. Die Berlinale war gerade zu Ende, auch dort schlich sich das Gefühl des „Gerade noch so gut gegangen“ ein. Als die Lage in Italien sich zuspitzte, kam der Moment, in dem klar wurde: Ganz oder gar nicht. Während auf Twitter und anderen Medien sich echte und gefühlte Experten mit Eindämmungsvorschlägen überboten, zog die Politik scheibchenweise nach. Noch vor wenigen Tagen lachte man über Coronaferien, jetzt steht alles still. Alles zu. Ein ganzes Land und Europa bastelt nun an seiner eigenen Corona-Strategie. Im Privaten, im Beruflichen. Überall.

Aus „Das betrifft ja nur die Alten und Vorerkrankten“ wurde das Hilfsangebot im Hausflur, aus Kita-Schließungen privat organisierte Hilfe. Die Digitalbranche überbietet sich mit kostenlosen Accounts zum Leben, Lernen und Arbeiten. Hier sind einige der Angebote aufgelistet. Oder hier.

Doch wie andere Krisen auch, kann die neu ausgerufene soziale Distanz auch eine Chance sein. Allerdings: Auch vor Corona waren wir sozial distanziert wie schon lange nicht mehr. Rechtsextremismus, Rassismus und so weiter. Corona betrifft nun alle. Wir sitzen alle in einem Boot, nur, dass das heute eben unsere Wohnung ist oder unser Homeoffice, für die, die das Glück haben so arbeiten zu können.

Wenn sich Terminkalender beruflich und privat leeren, wenn die scheinbar so wichtigen Events, Veranstaltungen, Termine, Reisen, Kurztrips, Flüge weniger werden oder ganz ausfallen entsteht Freiraum. Zum Nachdenken, zur Reflexion und ja – auch für Kreativität. Brauchen wir das alles? Was war wirklich wichtig, was wird wirklich wichtig? Wenn aus Angst gedanklicher Freiraum entsteht, kann das die Kreativität beflügeln. Wenn in Italien Opern auf Balkonen gesungen werden. Wenn man freiwillig Zeit für die Gesellschaft anbietet. Wenn man trotzdem noch lacht. Wenn man anfängt Aufgeschobenes anzupacken.

Erst haben wir erschrocken gestaunt. Dann haben wir Angst bekommen. Dann haben wir uns entschieden, vorsichtig zu sein und zu hoffen, dass die physische Distanzierung nun bald Früchte trägt. Denn das, was wir jetzt tun sollten, ist das Gegenteil der sozialen Distanzierung. Füreinander da sein – digital und analog. Nur mit etwas Abstand. Jetzt ist der Weg klar.

Nutzen wir die Zeit!

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